[Interview] Der Makgeolli-Brauer von Berlin
Eine Makgeolli-Party in Berlin. Makgeolli, ein koreanischer Alkohol aus Reis gebraut. Ein Berliner präsentierte damals den selbstgemachten Makgeolli.
Huh? Selbstgemachter Makgeolli in Berlin? Ein Deutscher? Alleine zuhause?
Nach allen Fragezeichen habe ich beschlossen, mich mit ihm zu treffen und zu reden. Lennart Hellmann. Der 28 jähriger kommt aus Berlin, studierte Psychologie in Jena. Als ich bei ihm vorbeikam, gab es mehrere Kisten mit Makgeolli-Braumaterial.
– Hallo, Lennart. Schön, dich wiederzusehen. Beginnen wir von Anfang an. Wie hast du angefangen, dich an Korea zu interessieren?
2014 war ich zum ersten Mal als austauschstudent in Korea. Eigentlich wusste ich vorher nicht viel über Korea. Für das Austauschsemester dachte ich eher an China oder Japan, aber damals hatte meine Uni mit der Sungkyunkwan-Universität eine neue Vereinbarung für ein Austauschprogramm geschlossen. Also war es eher ein Zufall, dass ich nach Korea geflogen bin.
Nach meinem Austauschsemester verbrachte ich zwei weitere Wochen in Korea, um für meine Diplomarbeit zu recherchieren. Danach habe ich auch ein Praktikum bei der Deutsch-Koreanischen Handelskammer absolviert. 2016 bin ich noch für zwei weitere Monate nach Korea gereist. Diesmal habe ich mich zwei Monate lang nur auf Makgeolli und traditionellen koreanischen Alkohol konzentriert (lacht).
-Makgeolli, wo hast du zum ersten Mal davon erfahren und wie hat dein erstes Glas geschmeckt?
Es war in der Nähe der Hyehwa-Station. In einem traditionellen koreanischen Pub habe ich erstmals Makgeolli getrunken. Der erste Geschmack war so lecker und ich war gleich begeistert von dem, was ich getrunken habe.
Mit der Zeit wurde ich mit der koreanischen Kultur vertraut und mein Interesse am koreanischen Alkohol wuchs. Insbesondere Makgeolli, das aus Reis gemacht Getränk. Es gibt ihn in vielfältigen Geschmacksrichtungen, wie Erdnüsse und rote Bohnen-Makgeolli usw. Sowas fehlt in Deutschland total.
-Ja, in Korea kann man schon einfach Makgeolli trinken. Aber wie bist du auf die Idee gekommen, Makgeolli selbst zu brauen?
Ich glaube, kleine Brauereien waren zu dieser Zeit sehr beliebt. Nicht nur in Korea oder Deutschland, sondern weltweit. Aber in Deutschland war es ja nicht besonders, selbst Bier zu machen, weil es in Deutschland schon viele Biersorten gibt. Dementsprechend dachte ich darüber nach, Makgeolli zu machen. In Deutschland gibt es noch keinen selbstgemachten Makgeolli, also könnte ich es selbst machen und in der Zukunft sogar ein Business beginnen!
-Wie hast du denn Makgeolli-Brauen gelernt. Es war bestimmt nicht einfach.
Als erstes habe Ich im Internet gesucht und es in Deutschland versucht zu machen. Ich hatte alle nötigen Zutaten außer Nuruk (ähnlich wie Hefe). Das war und ist immer noch sehr schwer, einen richtige Nuruk in Deutschland zu finden. Ich habe es auch ohne Nuruk probiert, aber da hat dann geschmacklich etwas gefehlt.
Als ich 2016 wieder Korea besucht hatte, habe ich sehr viel gelernt. Bei Samhae Sojuga in Seoul habe ich an einem Seminar bei Herrn Kim, Tacksang teilgenommen. Es ging nur ein Tag, aber fand ich sehr interessant. Ich wollte sogar bei ihm weiter lernen. In Andong habe ich auch erfahren, wie man einen traditionellen Soju macht.
-Du hast deine eigene Makgeolli auf der Makgeolli Party in Berlin präsentiert. Das hat super geschmeckt! Wie hast du mit den Veranstaltern zusammengearbeitet?
Mein Makgeolli wollte ich immer präsentieren, darum habe ich dem Organisator ein Angebot gemacht. Da ich auch als DJ arbeite, habe ich für die Party nicht nur Makgeolli zum Probieren verteilt, sondern auch Musik gespielt.
-Und die Reaktion auf dein Makgeolli?
Für die Party habe ich 20 Flaschen vorbereitet. Am Ende waren alle Flaschen weg und nach der Party hat mich noch eine Person persönlich kontaktierte, da sie noch mehr davon haben wollte
-Heutzutage gibt es in Berlin einige Startups für Spirituosen und Getränke. Willst du nicht etwas ähnliches starten?
Natürlich würde ich das gerne machen. Aber es gibt sehr strenge Regelungen, da es sich um die Herstellung eines Lebensmittel handelt. Und man braucht auch viele Gerätschaften und Rohstoffe. Darum denke ich gerade darüber nach, wie dies in Zusammenarbeit mit einem bestimmten Geschäft geschehen soll.
-Makgeolli in Berlin, geht das?
Ich denke, es gibt eine Möglichkeit. Erstens gibt es in Berlin viele Koreaner und koreanische Restaurant. In koreanischen bzw. asiatischen Supermärkten kann man ja schon Makgeolli kaufen, aber die haben eigentlich gar keinen Geschmack.
-Wie würde die Deutschen reagieren? Was denkst du?
Also die Reaktion meiner deutschen Freunde war leider nicht so gut (lacht). Als ich Makgeolli auf einer Makgeolli-Party vorgestellt habe, mochten es alle. Aber ich denke, es war aufgrund des Kontextes und der Atmosphäre der Party.
Unter normalen Umständen und für die allgemeinen Deutschen… scheint es geschmacklich nicht zu passen. Aber natürlich schmeckt es in meinem Mund wirklich gut.
-Wenn Sie Makgeolli ernsthaft hier zu brauen beginnen, was wird die größte Herausforderung sein?
Erstens gibt es kein Nuruk. Zuerst dachte ich darüber nach, Nuruk selbst zu machen, aber es wäre zu kompliziert. Man sollte es immer bei konstant hohen Temperaturen lagern können. Ich habe sogar darüber nachgedacht, eine Schachtel extra dafür selbst herzustellen (lacht).
Ein weiteres Problem ist, den immer gleichen Geschmack zu erzielen, wenn man eine große Menge Makgeolli produziert.
-In vielen koreanischen Restaurants in Deutschland wird Makgeolli häufig als „Reiswein“ bezeichnet. Was hältst du davon?
Makgeolli ist Makgeolli. Makgeolli ist kein „Wein“. Sake heißt hier Sake. Es ist ein einzigartiger Alkohol, der Makgeolli genannt werden sollte.
-Wie findest du die koreanische Trinkkultur im Vergleich zu Deutschland? Gibt es Unterschiede?
In Deutschland trinkt man schon in jüngeren Jahren Alkohol. Bier kann man schon ab 16 trinken. Deshalb kommt im Alter von 18 oder 20 Jahren die beste Zeit, um die Alkoholkultur oder den Alkohol zu genießen.
Korea erreicht jedoch seinen Höhepunkt nach 19 Jahren, nach dem Eintritt in die Universität. In Deutschland fängt man früher an zu trinken, daher genießt man es langsam. Korea aber scheint ein bisschen eng und beeilt sich hier mehr.
Es ist auch schade, dass in Korea das Interesse an traditionellem koreanischem Alkohol relativ gering ist. Es gab viele Leute, die traditionelle Alkoholsorten wie Lee-Hwa-joo nicht kennen. Es gibt viele großartige traditionelle Spirituosen, nicht nur Makgeolli. Es ist daher schade, dass es nicht jeder kannte.
Lennart hat mir nicht nur Makgeolli, sondern auch selbstgemachte Cheong-ju gegeben. Der Geschmack ist ausgezeichnet. Es ist zu gut, als das es nur ein Hobby bleiben kann. Es gibt viele Bücher über traditionellen koreanischen Alkohol auf dem Tisch, mit Übersetzungen und Notizen, die auf Deutsch geschrieben wurde.
Mittlerweile schreibt er auch Kolumnen für ein koreanisches Startup, nurukers, das sich mit koreanischen traditionellen Alkoholgetränken beschäftigt. Lennart berichtet dabei über seine eigenen Erfahrungen, über Makgeolli und seine Perspektive über die koreanische Alkohol-Szene.
Wird der Tag kommen, an dem wir in Lennarts Makgeolli-Pub in Berlin vorbeikommen? D
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